Der französisch Romain Rolland Schriftsteller wurde 1866 in Clamecy geboren. Dort besuchte er die École Normale Supérieure, an der er später Kunstgeschichte lehrte. Von 1903 bis 1912 lehrte Romain Rolland Musikwissenschaft an der Sorbonne in Paris.
Sein Hauptwerk umfasst zehn Bände und erschien unter dem Titel Jean-Christophe (1904-1912, Johann Christof). In dem Roman, der teilweise autobiographische Züge trägt, wird die Geschichte eines deutschen Musikers erzählt, der Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen seiner Zeit übt. Romain Rolland erhielt für diesen Roman 1915 den Literaturnobelpreis.
Wegen seiner pazifistischen Überzeugung lebte der Schriftsteller von 1914 bis 1937 in der Schweiz und engagierte sich dort für den Weltfrieden und gegen Militarismus, Nationalismus und Krieg.
Während seines Lebens traf er mit vielen Intellektuellen u.a. M. Gandhi und I. Lenin zusammen.
Weitere Werke:
1. das Drama Les loups (1898, Die Wölfe), in dem er die Thematik der Affäre Dreyfus aufgriff,
2. die Biographie Vie de Beethoven (1903, Beethoven)
3. sowie das mehrbändige politische Romanwerk L’âme enchantée (1922-1933, Verzauberte Seele).
1944 starb er in Vézelay (Frankreich).
Der heutige Altbau des Romain-Rolland-Gymnasiums wurde am 14. April 1915 nach
anderthalbjähriger Bauzeit als „Städtische Studienanstalt – Realgymnasium für Mädchen“ eröffnet. Der Architekt, Stadtbaurat Hans Erlwein, erlebte dies nicht mehr.
Das Schulgebäude, dreistöckig, mit Planetarium (das 1927 der vierten Etage weichen musste), und besonders die Aula galten bereits 1915 als Schmuckstück.
Auch die umfangreichen Bildungsmöglichkeiten, die die Töchter der Oberschicht hier erhielten, waren in Dresden einzigartig. Die Schülerinnen wurden in alten und neuen Sprachen, Natur- und
Geisteswissenschaften unterrichtet und so auf ein Studium vorbereitet; eine Seltenheit im Kaiserreich.
Schulpolitische Maßnahmen sorgten für vier Umbenennungen der Mädchenschule bis 1937; ab diesem Zeitpunkt trug sie den Namen „Städtische Oberschule für Mädchen,
Dresden-Neustadt“.
Der allgemeine, gesellschaftliche und politische Wandel, der sich in den Zwanziger- und Dreißigerjahren vollzog, ging an der Schule nicht spurlos vorbei: Es wurde dem Zeitgeist entsprechend
unterrichtet. Zunächst ab 1933 in bestimmten Fächern, ab 1937 im gesamten Schulalltag hielt die nationalsozialistische Ideologie Einzug. Die Lehrer lehrten, was zu lehren verordnet war. Die
Schulandacht am Montagmorgen wurde durch Flaggenappell ersetzt. Jüdische Schülerinnen verschwanden.
Der Beginn des Zweiten Weltkrieges brachte weitere Veränderungen. Ab 1944 fand wegen Lehrermangels und Kälte im Schulhaus nur noch sporadisch Unterricht statt, der mit der Zerstörung Dresdens am
13. Februar 1945 gänzlich zum Erliegen kam. Der
Erlweinbau wurde bei der Bombardierung nur im vierten Stock beschädigt.
Nach Kriegsende wurde das Gebäude zunächst von der Verwaltung genutzt, jedoch begann am 1. Oktober 1945 wieder provisorischer Schulbetrieb nach den Vorgaben dersowjetischen Besatzer.
Zwei Jahre später betraten zum ersten Mal Jungen als Schüler die Schule in der Weintraubenstraße. In den folgenden Jahren allerdings wurde streng darauf geachtet, dass sie und die Mädchen sich
nicht begegneten, was aber Liebesbeziehungen, die
mitunter sogar zu Ehen führten, nicht verhindern konnte. Die ersten gemischten Klassen gab es erst 1951.
Mit der Gründung der DDR 1949 wurde an der Schule wieder der latente Zwang zur Linientreue spürbar, nun sollte man „für Frieden und Sozialismus immer bereit“ sein. Bis zum Mauerbau 1961 verließen
deswegen einige Schüler, aber auch Lehrer das Land gen Westen.
Trotz der zunehmenden Abschottung der DDR wurde ab den Siebzigerjahren an der EOS „Romain Rolland“ –1966 zum 100. Geburtstag des französischen Schriftstellers und Pazifisten so benannt- die
fremdsprachliche Ausbildung stark gefördert. Die besten Schüler durften als Übersetzer bei den Weltfestspielen der Jugend und Studenten 1973 und bei anderen Anlässen mitwirken.
Unterdessen verschlechterte sich der Zustand des Schulgebäudes zusehends. Daher wurde es 1984 unter Denkmalschutz gestellt, einige Reparaturen wurden vorgenommen, die Aula saniert.
An den Protesten, die 1989 zum Mauerfall und damit zur Wende führten, beteiligten sich auch Schüler der EOS „Romain Rolland“.
In der Schule bewirkten Forderungen nach Wandel den Rücktritt der SEDtreuen Direktorin. Die folgenden Jahre waren von Veränderungen und Neuerungen geprägt. Heute befremdlich wirkend: 1990 fand
ein Austausch mit Mönchengladbach statt.
Das Jahr 1993 war ein sehr ereignisreiches: Aus der EOS wurde das Romain-Rolland-Gymnasium; der bilinguale Zweig zur
vertieften Ausbildung in Französisch wurde eingeführt; anlässlich ihres 90. Geburtstages wurde eine Büste für die
berühmteste Schülerin, die Erforscherin der peruanischen Nazca-Linien, Dr. Maria Reiche (1903-1998, Schülerin 1916-
1924), enthüllt und verschiedene Projekte zu ihr und ihrem Leben wurden durchgeführt.
Durch die Reisefreiheit westwärts, die der Beitritt der neugegründeten Länder zur BRD mit sich brachte, ergaben sich neue Möglichkeiten des Austausches. Zahlreiche Partnerschaften mit
französischen Schulen entstanden, aber auch Kontakte nach England (die heute nicht mehr vorhanden sind), Tschechien, Argentinien und Peru. Sowohl die Aufenthalte in anderen Ländern als auch die
Besuche der Austauschpartner in Dresden waren und sind eine sprachliche und kulturelle Bereicherung.
Trotz seiner Einzigartigkeit geriet das Gymnasium 1997 ins Visier sparwilliger Schulverwalter und sollte geschlossen werden. Protestaktionen der Schüler, Lehrer und Eltern (bis hin zu Briefen an
den Bundeskanzler und den französischen Präsidenten) konnten dies jedoch verhindern.
Als der Erlweinbau für die Zahl der Schüler nicht mehr genügte, wichen die fünften bis siebten Klassen in eine Außenstelle auf der Löwenstraße, später auf dem Unteren Kreuzweg, aus. 2007 wurde
entschieden, die Schule zu renovieren, zu restaurieren und
zu erweitern.
Nach einigen Verzögerungen begann 2009 der Umbau. Der Unterricht fand währenddessen in einer Ausweichstelle in Prohlis statt.
2011 wurde das neue alte Romain-Rolland-Gymnasium wiedereröffnet. Das Erlweingebäude war aufwendig saniert, an der Melanchthonstraße und am Carusufer je ein moderner Bau ergänzt, eine
Zweifeld-Sporthalle gebaut und aus der bisherigen
Turnhalle die Bibliothek geworden.
Das Jubiläum „100 Jahre Schule in der Weintraubenstraße“ feierte die Schulgemeinschaft mit zahlreichen Projekten, einem
Ehemaligentreffen und einem Festakt. –Nicht ohne Stolz, nicht ohne kritische Betrachtung der Vergangenheit und nicht ohne
Neugier auf die nächsten 100 Jahre (?) RoRo.
Denn: „Man lernt nichts, ohne zu irren.“ (Romain Rolland)